Wo bleibt die Frische?

Wenn wir in ein Restaurant zum essen gehen, glauben wir alle, das die uns dort servierten Gerichte frisch zubereitet werden. Also, wenigstens an diesem Tag, weil die Küche vielleicht etwas vorgearbeitet hat, damit wir nicht zu lange warten müssen. Gemüse, Obst und Fleisch, das gerade Siason hat und noch früh Morgens auf dem Markt frisch eingekauft wurde.

Essen auf Bestellung eben. Leider ist das aber viel zu oft nur ein schöner Traum. Viele neue Techniken ermöglichen es heute, sogar komplette Gerichte lange im Voraus fertig zu stellen (Tiefkühlen, Schockfrosten, vakuumieren und vieles mehr). Das wird dann kunstvoll und schonend nach unserer Bestellung aufgewärmt, noch ein wenig mit frischen Kräutlein und einer Kirschtomate verziert, fertig. Die Garnitur erweckt den Eindruck von Frische, und daran wollen wir ja auch glauben.

Eine Invasion scheinbar frischer Gerichte hat in den Restaurantküchen längst ihren Siegeszug angetreten. So kommt immer mehr Schein als Sein auf unsere Teller. Der natürliche Zubereitungsweg der Lebensmittel wird vielerorts außer Kraft ge- setzt. Althergebrachte handwerkliche Kochkunst muss man inzwischen suchen.

Gibt es dazu einen Ausweg? Ich denke, wir sollten zuerst auch selbst wieder
öfter zu Hause richtig kochen, mit frischen Zutaten der Saison. Weil es wichtig ist für die Produzenten in der Region, weil es ungeheuren Spaß macht, mit den Kindern, Enkeln oder auch Freunden zu kochen und anschließend zu genießen. Und weil man dabei eine Menge über Lebensmittel und deren Verwendung lernt. Das hilft dann dabei, unseriöse Gastronomiebetreiber zu enttarnen.

Denn ein gutes Restaurant bietet letztlich doch viel mehr, als es unser heimischer
Herd kann. Hier wird uns Kochkunst zelebriert, hier werden neue Kombinationen
von Lebensmitteln kreiert. Andere Gewürzzusammenstellungen überraschen unseren Gaumen. Und weil auch alles getan wird, damit wir und wohlfühlen, können wir so ganz entspannt auf Entdeckerreise gehen, neue Gerichte kosten, die wir später vielleicht auch wieder zu Hause selbst zubereiten. Und durch eine gute
Küche lernen wir auch, sparsam und gezielt mit dem wertvollen Gut "Lebensmittel"
umzugehen. Gerade in einer guten Küche wird nichts weggeworfen. Da wird schon bei der Menüplanung daran gedacht, was man alles komplett für die Menüzu-
bereitung verbrauchen kann.
So sind es auch die besonders guten Köchinnen und Köche, die gegen die steigende Flut von Fertiggerichten besonders laut protestieren. Das sollten wir durch einen gelegentlichen Besuch unterstützen.

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