Die weltgrößte Lebensmittelmesse findet alle 2 Jahre in Köln statt.
Wer sich, wie ich, für gesunde und ökologisch produzierte Lebensmittel
interessiert und damit auch beruflich zu tun hat, sollte mal einen
Besuch machen.
Auch bei meinem zweiten Besuch schwankte
ich zwischen Begeisterung und Entsetzen. Begeisterung über all die
wunderbaren, handwerklich und ökologisch-nachhaltig produzierten Waren.
Schinken und Käse, von denen
man in den meisten Geschäften wahrscheinlich nicht mal weiß, dass es sie gibt.
Entsetzen
über all die billig und mit schmutzigen Tricks produzierten
"Lebensmittel", die meist als Fertigprodukte den Weg in unsere Mägen
finden. Aber das nur zur Einführung und als Warnung für alle diejenigen,
die den Besuch einer solchen Messe noch vor sich haben.
Ich
wusste ja, wohin. Die Slow Food Bewegung hat ihren Ursprung in Italien,
und so verwundert es nicht, dass man gerade dort eine unüberschaubare
Zahl von kleinen und kleinsten Herstellern findet, die nach alten
Rezepten und unter
Berücksichtigung von ökologischen und nachhaltigen Prinzipien gesunde und absolut leckere Lebensmittel herstellen.
Diesmal
begann mein Messebesuch mit einem Besuch der Veranstaltung
"Köstlichkeiten des Friaul auf der Anuga 2011", organisiert von der
Italienischen Handelskammer für Deutschland. Und wir haben
Köstlichkeiten probiert...
:: Schinken aus Sauris
Begonnen
haben wir mit herrlichem Schinken aus der Region um Sauris, eine
Gemeinde und deutsche Sprachinsel in den Karnischen Alpen.
Sie
liegt auf 1200 bis 1400 m nordwestlich der Lumieischlucht (ital.
Torrente Lumiei) bei Ampezzo, der Hauptzufahrt zu Zahre. Von Westen aus
dem Piavetal/Cadore ist Sauris/Zahre über die Sella Ciampigotto (1.797
m) erreichbar.
Der hier produzierte Schinken mit IGP ist zart und kräftig im Geschmack, mit einem ganz leichten Räucheraroma.
Das
Fleisch lässt ausgewachsene und frei laufende Schweine ahnen, es ist
mager, aber trotzdem überall ganz leicht mit kleinen Fettäderchen
marmoriert, so dass der Schinken auf der Zunge zergeht.
Und wir
haben auch den dort hergestellten Lardo probiert. Schierer Speck - fest
und saftig, Kräuter, Salz und sonst nichts. Ganz leicht geräuchert,
mindestens 60 Tage abgehangen, danach zusammen mit den Kräutern
vacuumiert - hauchdünn geschnitten, wie der IGP Schinken, ein
Hochgenuss. Schinken habe ich schon in vielen Varianten und Sorten
probiert, die Produkte von Wolf Sauris gehören aber ganz sicher zu den
Besten.
:: San Daniele Schinken
Ja, sagt ihr. Schon
gehört, schon mal probiert. Aber wer weiß schon, dass dieser
weltberühmte Schinken aus der Region Friaul kommt? Ich habe ihn in drei
unterschiedlichen Reifegraden probiert. 14 und 18 Monate luftgetrocknet
gereiften und 14 Monate leicht geräucherten San Daniele. Am besten hat
mir dabei der 14 Monate alte luftgetrocknete geschmeckt. Der etwas
ältere 18 Monate gereifte kam mir auch im Geschmack tatsächlich etwas
älter daher - nicht schlecht aber eben nicht mein Geschmack. Auf den
leicht geräucherten war ich sehr gespannt, fand ihn dann aber wenig
überzeugend. Eine Woche später denke ich: schade um den Schinken, ohne
Rauch wäre er besser dran. Das ich hier nicht so ins Schwärmen komme,
liegt sicher auch daran, dass ich vorher die verschiedenen Schinken aus
Sauris probiert habe. Die waren halt wirklich besser als der San Daniele
- nach meinem Geschmack jedenfalls.
:: Käse aus Fagagna
Danach
gab es Käse aus der Gegend von Fagagna. Eine Sorte davon ist auch in
Deutschland durchaus bekannt - Montasio. Ein Denominazione d'Origine
Protetta (DOP)-Käse aus Kuhmilch hergestellt. Es gibt ihn in
unterschiedlichen Altersstufen. Bedeutet für den Geschmack: von frisch,
weich und zart wird er mit zunehmendem Alter allmählich intensiver,
kräftiger und immer aromatischer. Je nach persönlichem Geschmack bietet
dieser leckere Bergkäse eigentlich für jeden was. Ist nur eine Frage der
Reife...
Obwohl ich schon oft Montasio gegessen habe, dieser hier von Pezzetta, war besonders gut.
Und
dann ging es an die ganz besonderen Spezialitäten. Als nächstes
probierte ich den "Formadi Frant". Es ist ein überraschendes Produkt: im
Geschmack leicht süß wie ganz frischer Käse, aber auch würzig und fast
schon deftig wie ein alter Käse. Dieser köstliche Kontrast entsteht laut
Hersteller dadurch, das ganz junger und schon sehr alt gereifter
Montasio Käse fein gerieben wird und dann - nach einem alten Rezept -
zusammen mit Pfeffer, Salz und Sahne zu einer Paste verarbeitet wird.
Danach wird er gelagert, bis er zu einer neuen Käsesorte gereift ist.
Meine Gedanken wanderten beim probieren zu einem leckeren Passito, der
als
Begleiter sicher fantastisch dazu schecken würde.
Aber
das war noch nicht der Höhepunkt der Käseverkostung. Zum guten Schluss
kostete ich noch den "Blu Ramandolo". Ein milder Blauschimmelkäse der
zusammen mit speziellen Kräutern im Trester eines der edelsten
Dessertweine des Friaul, dem Ramandolo, reift.
Während der Reife
im Keller wird noch ein wenig Honig zugefügt. Als Ergebnis konnte ich
einen Käse probieren, der schon in der Nase ganz wunderbare Düfte
offenbarte. Im Geschmack war der Blauschimmel nur leicht im Hintergrund
zu schmecken, die Reifung im Ramandolo Trester lies den Wunsch nach
einem
begleitenden Schlückchen Passito aufkommen. Dieser Käse hat eine
cremige Konsistenz, ist mild und fruchtig im Geschmack, ganz am Ende
kommt er aber recht würzig und verrät das er eigentlich ein Blauschimmel
ist. Eine echte Entdeckung. Ein frisches Brot dazu, etwas Passito und
mehr braucht es nicht.
:: Weine aus der Kellerei Castellargo
Die
Kellerei ist aus dem Zusammenschluss zweier traditionsreicher
Familienunternehmen entstanden. Durch diese Zusammenlegung ist ein
Weinhersteller mit über 200 Hektar Anbaufläche entstanden.
Ich
habe leider nur ein paar der Weißweine probiert. Zunächst einen
Chardonnay. Strohgelbe Farbe, ein leichter Duft von frischen Früchten
und Akazienblüte, im Geschmack dann leicht, frisch und wenig Apfel. Ein
netter Sommerwein, an einem Sommerabend auf der Terrasse so zum nebenbei
wegschlürfen.
Danach gab's einen Pinot Grigio. Interessant ist ja, dass diese Traube von hier aus
ihren
Siegeszug auch in Deutschland antrat. Dort im Friaul aber trinkt den
Pinot Grigio kaum jemand. Die Farbe ist funkelnd gelb, sein Duft
erinnert an eine Blumenwiese. Im Geschmack war er dann eher etwas flach.
Gut gekühlt ist er im Sommer so wie der vorherige Chardonnay zu
trinken.
Dann kam der Friulano. Das ist der eigentlich typische
Wein für diese Region. Unter ihrem alten Namen kennt den Wein fast
jeder. Tokaier Trauben werden dafür angebaut. Aber Tokai darf er sich
nur noch in Ungarn nennen. Egal - er war frisch, fruchtig, hatte eine
strohgelbe, leuchtende Farbe und zeigte im Geschmack deutlich etwas
Apfel und Akazienblüte. Hinterlies einen geschmacklich deutlich besseren
Eindruck als die beiden Vorgänger.
Danach kam auch optisch schon
eine sehr deutliche Steigerung. Der "Albus" kommt in einer hochwertigen
Bordelais Flasche auf den Tisch. Dieser Weißwein ist eine Cuvee aus
Friulano, Chardonnay und Sauvignon. Leuchtend goldgelb in der Farbe, ein
Duft nach reifen Äpfeln, etwas Birne und Akazienblüten.
Im
Geschmack dann intensive Apfel- und leichte Birnennoten, die gut
miteinander harmonieren. Eine Cuvee, die sicher gut zu leichten
Antipasti, weißem Fleisch oder Fisch passt. Auch zu einem Risotto sicher
eine gute Wahl.
Und damit habe ich dann unseren Besuch im
Friaul leider auch schon beenden müssen. Andere Termine warteten. Aber
das hat neugierig gemacht. Da könnte man auch mal direkt hinfahren und
sicher noch eine Menge Köstlichkeiten entdecken.
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