Die tägliche Dosis Antibiotika

Wie lang ist es her, dass Sie das letzte Mal Hähnchenfleisch gegessen haben? Wissen Sie noch, wo Sie es gekauft haben und haben Sie dabei an Antibiotika gedacht? Fragen Sie sich spätestens jetzt, was das soll?
Am Dienstag ging die Meldung (zum wievielten Male eigentlich) vom Keim- und Antibiotika verseuchten Hähnchenfleisch durch die deutsche Presse. Dabei ist es schon lange bekannt: nur 4% der Mastbetriebe setzen keine Antibiotika ein. Wissenschaftler warnen seit langem vor dem systematischen und regelmäßigem Einsatz von Antibiotika in der Geflügelzucht. Denn es sind ja nicht nur die Hähnchen, auch Puten und anderes Federvieh sind genauso belastet. Dieser
Einsatz von Medikamnten in der Geflügelzucht fördert nämlich die Enstehung von multi-restistenten Keimen. Die Mäster verfüttern übrigens die Antibiotika nicht aus gesundheitlichen Gründen, sondern wegen ihrer wachstumsfördernden Wirkung. Damit bekommen sie es hin, dass ein Hähnchen schon nach gerade mal 32 Tagen schlachtreif sind!
Weil wir alle billiges Geflügel wollen, zahlen wir am Ende jedoch einen viel zu hohen Preis. Es ist ja keine neue Erkenntnis, das Keime auf und im Geflügel lauern. Pute, Hähnchen und Co. gehören seit eh und je zu den besonders leicht verderblichen Lebensmitteln. Sie müssen mit größter Sorgfalt zubereitet werden. Die jetzt durch den BUND veröffentlichten Untersuchungsergebnisse sind dramatisch und zeigen außerdem, dass in der Zwischenzeit keine der angekündigten Kontrollmaßnahmen umgesetzt wurde.
Die Kritik am massenhaften Einsatz der Antibiotika in der Geflügelmast bleibt, die Reduzierung des Verzehrs von Geflügelfleisch und der gleichzeitige Boykott der Billigware aus Massenzucht könnte zudem schon bald überlebenswichtig werden.
In unseren Mastställen tickt eine mikrobiologische Zeitbombe. Geht sie hoch, stehen uns kaum noch wirksame Medikamente gegen die potenziell tödlichen Keime wie MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) zur Verfügung, die Medizin wäre am Ende. Der niedrige Fleischpreis wird mit einem hohen Risiko (und Preis) für unsere Gesudheit erkauft.
Doch müssen wir so viel Fleisch essen, speziell auch Geflügel? Eigentlich ist es doch ganz simpel: einfach mal nicht das erstbeste billigste Supermarkt-Hähnchenschnäpchen kaufen sondern lieber darauf achten, wo das Fleisch herkommt, ob es aus einer Freilandzucht ohne Antibiotikazugabe stammt und dann vielleicht einfach auch mal etwas weniger Hähnchenfleisch essen. Wir haben es als Verbraucher selbst in der Hand.
Ich werde jedenfalls den Einsatz von Pute und Co. in der Küche stark einschränken. Und es wird auch nicht mehr die preiswerte Fleischalternative sein, wenn meinen Kunden das Rind zu teuer ist.
Denn in Zukunft kommen meine Hähnchenbrüste aus biologischer Freilandhaltung und die Tiere haben garantiert auch wesentlich länger als nur lächerliche 32 Tage gelebt.

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